Erläuterungen zum Designkonzept

Der komparatistische Ansatz

Informationsvisualisierungen im historischen Vergleich

 


Veronese: Die Dialektik
(Ausschnitt).


 


 

     
 

Diese Website verfolgt primär didaktische Interessen: Sie möchte dafür sensibilisieren, daß Informationen nichts schlechthin Gegebenes sind, sondern interpretierte Daten. Die Interpretation der Daten wiederum wird dadurch beeinflußt, wie sie dargestellt werden. Hierfür haben sich in der Geschichte wechselnde Modelle herausgebildet, die in der Computermoderne ihr mehr oder weniger bewußtes Nachleben entfalten.

Um dies zu veranschaulichen, präsentiere ich die Inhalte meiner Web-Site in verschiedenen historischen Zugangsformen, die das für eine jeweils bestimmte Epoche charakteristische Paradigma der Wissensrepräsentation vorstellen sollen.

Der User kann mit einer Zeitmaschine bestimmen, wie er die Speicherinhalte meiner Web-Site angezeigt haben möchte: Ihre Erscheinungsbilder spielen an auf

... die buchstäblich "digitale" Mnemotechnik des Mittelalters, die noch einen dezidiert leiblichen Charakter hatte,

... den in der Renaissance aufkommenden Ansatz einer performativen Gedächtniskunst,

... die für das 18. Jahrhundert kennzeichnende Form der repräsentativen Wissensordnung durch Tableaus,

... die für unsere Zeit zur Gewohnheit gewordene Methode des maschinell vermittelten Datenselektion,

... und die aus Gründen der verlorengehenden Übersichtlichkeit an Bedeutung gewinnende Form der supervisuellen Wissenspräsentation.

Aus der Abfolge dieser Wissensorganisationstypen läßt sich eine Entwicklung erkennen: Bis zur Datenbank wird das Memorieren zunehmend von der leiblichen Erfahrung abgekoppelt, während die jüngsten Versuche, die zunehmend unverfügbar gewordenen Daten navigierbar zu machen auf eine "taktile" und "performative" Wende hindeuten, die in manchen Zügen ihren historischen Vorläufern ähnelt.

Selbstverständlich ist es ein Widerspruch in sich, historische Formen der Wissensinszenierung mit digitalen Mitteln reproduzieren zu wollen. Doch kann gerade ein solcher Versuch die Differenzen zwischen dem Alten und dem Neuen deutlicher machen und das jeweils Spezifische ihrer unterschiedlichen Medialität stärker hervortreten lassen.

Durch den Vergleich der unterschiedlichen Memorialtypen kann daher sowohl im Hinblick auf analoge wie digitale Medien ein Gespür dafür entwickelt werden, daß sie unterschiedliche Situationen erzeugen, die die Wahrnehmung und Interpretation der unterschiedlich dargebotenen Daten verändern. So sollen die jeder Wissensanordnung inhärierenden funktionalen und atmosphärischen Wirkungen zu Bewußtsein gebracht werden, die sie als kulturhistorisch bedingte Fiktionen erscheinen lassen.