Vorlesung im SS 2008

 


Peter Matussek

Geschichte und Theorie der Schrift


 

 

 
   
 

Die Vorlesung führt in die Geschichte der Schrift mit einem systematisch-historischen Dreischritt ein:
Zunächst werden die Basisfunktionen der Schrifterkennung anhand physiologischer, psychologischer und rezeptionsästhetischer Befunde dargestellt (Kognitions- und Ergänzungsleistungen bei der Lektüre, Grundlagen hermeneutischer Textinterpretation).
Anschließend werden die Ursprünge der Schrift behandelt, wobei der Akzent auf der kulturell enorm folgenreichen medienhistorischen Wende beim Übergang von der Oralität zur Literalität in Griechenland liegt. Am Beispiel von Platons Schriftkritik werden literarische Reaktionsformen auf diese Veränderungen diskutiert (insbesondere die Hypolepse als Selbstindikation eines Erinnerungsverlustes durch das Gedächtnismedium Schrift).
Vor diesem Hintergrund werden dann die beiden großen medientechnischen Umbrüche der Schriftgeschichte dargestellt: Buchdruck und Digitalisierung. Der Übergang von der „Gutenberg-" zur „Turing-Galaxis" läßt sowohl die piktoralen wie oralen Anteile der Schrift wieder stärker hervortreten, was den Bedarf einer neuen, intermedialen Schrifttheorie nach sich zieht. Wie eine solche beschaffen sein könnte, wird am Ende diskutiert.
Eine CD mit interaktiven Anschauungsmaterialien und Übungen wird zu Beginn des Semesters ausgegeben.