Peter Matussek

Mediengeschichten.
Informationsinszenierungen in historischer Perspektive

 
     
 

Das medienhistorsiche Anliegen, das ich im folgenden verdeutlichen möchte ist – formelhaft gesagt: Mediale Präsentationen selbstreferentiell machen und durch Historisierung für Reflexionsprozesse öffnen.

Was heißt: eine Präsentation selbstreferentiell zu machen?

In einer Seminarsitzung des Düsseldorfer Studiengangs Medien- und Kulturwissenschaft begannen die Referenten ihren Vortrag über Walter Benjamins Kunstwerkaufsatz mit einem interessanten Experiment (D 01): Sie projizierten dieses Bild und fragten die Seminarteilnehmer, was sie sehen.

Die Antworten waren: "Ein Gemälde", "eine biblische Szene", "einen abgeschlagenen Kopf", "ein Bild der Grausamkeit" etc. – alles sehr genaue Beaobachtungen, bei denen auch Bezüge auf die aktuelle Situation unserer Medienkultur nicht fehlten.

Doch keiner der Befragten sah die Staffagen unserer eigenen Medienkultur. Keiner sagte: Ich sehe einen Beamer, einen Computer, den Projektionsstrahl eines an die Wand geworfenen digitalen Bildes, ein Browserfenster, eine Menüleiste, jpg-typische Kompressionsunschärfen.

Und daß diese Antworten nicht kamen, ist nur natürlich: Wir sind in der Regel blind für die Medialität des Wahrgenommenen – jedenfalls solange die mediale Präsentation funktioniert, technische Störungen die Aufmerksamkeit nicht vom Inhalt ablenken.

Da der Inhalt aber selbst von der Art seiner seiner medialen Präsentation abhängt, kann gerade unsere Blindheit hierfür zum Problem werden, wie ich einleitend an einem jüngsten Stück Mediengeschichte verdeutlichen möchte.